Einmal Rom zum Mitnehmen bitte
„Und irgendwonn bleib i donn durt, loss olles liegn und stehn, geh von daham für imma furt!“ Dieser Songtext von S.T.S. spricht mir aus der Seele. Das war mit 17 ganz klar mein Plan, nachdem ich das erste Mal in Rom war. Die Stadt hat mich sofort in ihren Bann gezogen und ich war mir sicher, dass ich hier studieren und leben will. Welche Begegnung meinen Geburtstag in Rom unvergesslich gemacht hat und was mich an dieser Stadt so beeindruckt, verrate ich euch natürlich gerne.
Seit ich denken kann, liebe ich meinen Geburtstag über alles. Nein, es stört mich (noch) absolut nicht, dass ich älter werde und ich freu mich über jedes neue Jahr, dass ich gesund erleben darf. Mein letzter Geburtstag war ein ganz besonderer, denn ich habe ihn in Rom verbracht – der Stadt, in der ich leben würde, wenn man das Leben wirklich planen könnte. Mit 17 habe ich mit zwei Freundinnen eine Sprachschule in Rom besucht. Es war die erste „Freiheit“, das erste Mal ohne Eltern unterwegs und das erste Mal mehr oder weniger auf eigenen Füßen eine neue Stadt erkunden. Lange war ich mir nicht sicher, ob nicht diese Fakten der Grund dafür waren, dass ich unbedingt in diese Stadt ziehen wollte. Aber nein, es war definitiv die Stadt selbst. Wieso ich dann nicht hingezogen bin? Naja, die Antwort ist ganz einfach: Mein Mann ist passiert. 🙂 Und nein, ich bereue diese Entscheidung absolut nicht!
Der frühe Vogel…
… kann mich normalerweise Mal. Aber wenn es um Urlaub geht, ist mir keine Uhrzeit zu früh. Mein „Plan“ war: Meine lieben Verwandten in München besuchen, dann zum Flughafen fahren -> schauen, welcher Flug als nächstes geht und mich anspricht -> einsteigen und tschüss. Aber meine beste Freundin Cnuddl hatte auch ein paar Tage frei und wollte mich auf keinen Fall an meinem Geburtstag alleine verreisen lassen. Also haben wir uns ein paar Tage vor Abflug gemeinsam für Rom entschieden, die Flüge über Alitalia und ein Zimmer im Hotel Sole Roma gebucht. Um zwei Uhr früh ging es dann mit dem Auto zum Flughafen Venedig (wenn es mit der Anreise irgendwie möglich ist, bucht Inlandsflüge in Italien – sie sind so viel billiger). Vor lauter Vorfreude waren wir nicht mal müde. Natürlich haben wir uns gleich am Flughafen wieder ausgezeichnet. Gott sei Dank kennt uns dort niemand. Was uns passiert ist, erzähle ich jetzt nicht, denn das ist nur lustig, wenn man wirklich dabei war. 😀 Aber wir lachen uns heute noch tot und die Leute hinter den Sicherheitskameras bestimmt auch. Da unser Flug schon um 8:30 Uhr in Rom landete, hatten wir dort noch den ganzen Tag.
Es gibt kein schlechtes Wetter im Urlaub
Wir waren kurz nach den Unwettern in Rom und die Schlechtwetterfront war noch nicht ganz abgezogen. Intelligent wie ich hin und wieder Mal bin, habe ich den „kürzesten“ Weg mit den Öffis in die Stadt rausgesucht, ich kenne mich ja schließlich aus (NOT!). Wozu dreimal umsteigen, wenn man bei der Zwischenstation gleich einen anderen Bus nehmen könnte, mit dem man nur zweimal umsteigen muss. Auf Google hören kann ja schließlich jeder… Naja, egal, wir sind am Ziel angekommen, wenn auch umständlicher. Auf jeden Fall hatten wir das Pech, dass es wie aus Kübeln geschüttet hat, als wir auf dem Weg zur nächsten Haltestelle waren. Die Kanäle in Rom schlucken das Wasser nicht so schnell, also steht man binnen ein paar Minuten knöcheltief im Wasser, anstatt im warmen Bus zu sitzen, der natürlich auch 10 Minuten Verspätung hatte. Nicht zu vergessen der nette Wind, der mit dem Regenschirm kämpfte. Wir waren wohl die einzigen, die ihren Spaß dabei hatten. Als wir endlich das Hotel erreichten, war unser Zimmer noch nicht fertig (logisch, wir kamen um 11 Uhr an und Check-In ist ab 14 Uhr, aber einen Versuch war’s wert). Wir ließen das Gepäck im Hotel und machten uns in den nassen Schuhen auf dem Weg zum Essen. Da ich mich glutenfrei ernähren sollte, ist das nicht immer so einfach. Aber in Rom geht das alles problemlos. Ihr findet unsere Tipps, wo man gut und glutenfrei essen kann, auf www.glutenfrei-unterwegs.at.
Lasset die Erkundungstour beginnen
Nach dem Essen haben wir unser Zimmer bezogen, die Schuhe trocken geföhnt und uns gleich danach auf dem Weg in die Stadt gemacht. Das Hotel Sole Roma liegt zentral, ist preiswert und hat eine absolut geniale Dachterrasse. Allerdings ist es schon etwas in die Jahre gekommen und wird bald renoviert. Das Personal ist super und das Frühstück ist ebenfalls ausreichend. Unser Programm machten wir wetterabhängig, da es die ersten beiden Tage sehr viel geregnet hat. Und der Trevi-Brunnen stand natürlich am Geburtstag an. Also ging es für uns als erstes in Richtung Engelsburg und Petersdom. Wir spazierten einfach durch die Gassen ohne einen genauen Plan zu haben. Vor der Engelsburg war eine ewig lange Warteschlange. Daher setzten wir uns nur auf die Mauer, lauschten den Straßenmusikanten und beobachteten die Menge. Danach ging es weiter zum Petersdom, den wir aber an diesem Tag auch nur von außen betrachteten. Den restlichen Nachmittag erkundeten wir die Gassen der Stadt und besuchten den Piazza del Popolo, an dem zufällig eine Feier war (was genau es war, haben wir bis zum Schluss nicht herausgefunden). Direkt beim Piazza del Popolo kann man zur Terrazza del Pincio gehen. Von dort hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt.
Geburtstagswunsch beim Fontana di Trevi
Am zweiten Tag war mein Geburtstag. 🙂 Cnuddl hat mich in der früh mit einem Obst-Lichtermeer aufgeweckt. 🙂 Voll motiviert starteten wir in den Tag. Unser erster Weg führte uns für meinen Geburtstagswunsch zum Fontana di Trevi. Da es schon wieder regnete und das Wasser auf den Straßen stand, haben wir unterwegs noch Gummistiefel gekauft. Nicht gerade stylish, dafür aber trocken. 🙂 Der Brunnen ist für mich mit Abstand das Beste an Rom. Natürlich erwarteten uns dort Menschenmassen. Wir quetschten uns durch und ich machte mich bereit für meinen Wunsch. Da man tagsüber nicht direkt zum Brunnen dazu kommt, war ich so sehr damit beschäftigt, die Münze weit genug zu werfen, dass ich ganz auf meinen Wunsch vergessen habe. Also sind wir am Abend nochmal gekommen. Es war kurz vor Mitternacht. In der Nacht wirkt alles noch viel „magischer“. Ich könnte dem Plätschern stundenlang zuhören, es sind keine Menschenmengen mehr und man kann direkt am Brunnen sitzen. Mit Maroni in der Hand haben wir den Abend genossen und unsere Wünsche abgegeben.
Persönlicher Touristguide
Das Beste, das meinen Geburtstag unvergesslich machte, war aber unser persönlicher Touristguide Mido. Ihr könnt euch wahrscheinlich schon denken, dass ich mir nicht wirklich einen Touristguide nehme. Nein, es war ein Einheimischer, der uns Ecken zeigte, die Touristen nicht so leicht erreichen. Am Weg ins Hotel outeten wir uns ganz klar als Touris (fragt nicht, was wir wieder angestellt haben). Jedenfalls fing auf einmal jemand hinter uns zu lachen an und sagte „You are tourists, right?“. Ja, wir waren aufgeflogen. 😀 Er ging in dieselbe Richtung und fing an, mit uns zu quatschen. Er fragte, was uns am besten in Rom gefällt, wo wir essen gehen, was wir uns noch ansehen wollen, etc. Danach erklärte er uns, wo wir unbedingt hin müssen. Er fährt mit seinem Rad jeden Tag nach der Arbeit dort hin und man hat eine wunderbare Aussicht. Als wir quasi beim Hotel angekommen sind, hat er uns vor die „Wahl gestellt“, ob wir schlafen gehen wollen, oder mitkommen zu diesem Ort. Natürlich haben wir uns ohne zu überlegen für die Tour mit dem Einheimischen entschieden. Und nein, wir hatten keine Minute Angst davor, einfach mit einem Fremden mitzugehen, auch wenn es schon weit nach Mitternacht war.
Rom bei Nacht
Die Stadt ist bei Nacht sowieso am schönsten. Egal ob das Kolosseum, die Engelsburg, der Petersdom oder die Gassen. Das Flair ist bei Nacht ganz besonders. Also wenn ihr euch die Stadt ansehen wollt, dann schlaft lieber länger und spaziert nachts ohne Plan durch die Gassen. Ihr werdet es nicht bereuen! Wir schlenderten gemeinsam mit Mido durch Trastevere und lernten den Ortsteil kennen, in dem die Einheimischen leben. Da es schon spät war, waren die Straßen menschenleer und die Stadt ganz ruhig. Als wir nach einem längeren Fußmarsch eine Aussichtsplattform erreichten, war ich kurz mal sprachlos. Man sieht ganz Rom von oben. Nicht nur die Innenstadt, sondern auch die Randgebiete. Und das, ohne sich bei anderen Touristen vorbeiquetschen zu müssen, um auch ein Foto zu bekommen, dass eh jeder hat. Und da Mido ein echter Gentlemen ist (und wir alleine vermutlich auch nicht mehr nach Hause gefunden hätten) hat er uns wieder bis zum Hotel gebracht. Auf dem Weg dorthin waren übrigens überall Kameras angebracht und Mido sagte uns, dass wir ohne ihn dort lieber nicht hinsollten. Nicht, weil es gefährlich ist, sondern… Keine Ahnung, so gut ist mein Italienisch leider nicht mehr. Er war ja dabei und alleine finde ich da sowieso nicht mehr hin, also… 😀
Touri-Tour
Natürlich machten wir auch typische Touri-Sachen und besuchten den Petersdom und gingen auf die Kuppel. Ihr könnt euch das Geld für den Lift sparen, er erspart euch nicht allzu viele Treppen (ja, ich faules etwas bin natürlich gefahren, Cnuddl ist gegangen). Obwohl einige Leute ziemlich geschnauft haben, haben es doch alle bis ganz nach oben geschafft. Leute mit Herz-Kreislauf-Problemen dürfen sowieso nicht hoch (nein, diese Warnung kommt nicht von Dr. Claudia, das steht dort überall auf den Schildern 😉 ). Auch wenn es extra kostet, sollte man dort unbedingt einmal rauf. Man hat einen schönen Blick über die Stadt und kann sich den sonst abgeschiedenen Vatikan von oben ansehen. Wir haben uns auch nur knapp zehn Minuten (wenn überhaupt) anstellen müssen, bis wir bei der Sicherheitskontrolle dran waren.
Kleiner Tipp nebenbei: Im Sommer sollte man darauf achten, dass die Schultern und die Knie überdeckt sind.
Beim Kolosseum erwarten euch ebenfalls Touristenmengen, aber ihr könnt euch die Guides, die einen überall anquatschen, sparen. Es gibt Audio-Guides, die auch alles super erklären und um etliches billiger sind. Wenn einen etwas wirklich brennend interessiert, kann man sich unauffällig bei einer geführten Gruppe anhängen (würden wir natürlich niemals machen 🙂 ). Die Straßenkünstler, die Zeichnungen verkaufen, sind „Fake“. Ich will niemanden etwas unterstellen, aber es verkaufen alle exakt dieselben Bilder. Entweder ist es Malen nach Zahlen oder sie können wirklich einfach alle exakt gleich zeichnen, ich weiß es nicht. Sie sind auch nicht besonders gesprächig, wenn man sie nach ihrem Werdegang fragt.
Tipps von Locals
Eine ehemalige Austauschschülerin, die in meiner Klasse war, lebt jetzt in Rom. Natürlich haben wir uns mit ihr getroffen und gefragt, wie das Leben in Rom so ist. Sie hat uns erzählt, dass das Leben nicht gerade billig ist und die Stadt nicht nur das Zentrum der katholischen Kirche ist, sondern auch das Zentrum der Politik Italiens und es daher vor allem in diesem Bereich Jobs in der Stadt gibt. Das Zentrum der anderen Branchen verlegt sich zunehmend nach Mailand. Falls ihr übrigens mal eine Dolmetscherin braucht: Virginia von A world in a cup of tea ist wirklich empfehlenswert. 🙂 Sie spricht perfekt Deutsch und übersetzt auch auf Holländisch. Sie hat uns empfohlen, dass die Via Corso die „neue“ Shoppingstraße ist, man das beste Eis bei Giolitti bekommt und es bei Sorpasso super Aperitivi gibt.
Wenn man wieder nicht nach Hause will
Am letzten Tag haben wir uns einen Shoppingausflug in die Via Corso gegönnt, den verschiedensten Straßenmusikanten zugehört, die Spanische Treppe besucht und sind stundenlang durch die Straßen flaniert. Am Abend mussten wir dann leider schon wieder zum Flughafen. Dieses Mal waren wir aber schlauer und haben auf Google gehört. 🙂 Also nehmt einfach den Zug zum Flughafen und steigt am Bahnhof in euren Bus ein, das ist der einfachste Weg, um in die Stadt zu kommen. Und am Rückweg macht dasselbe, genauso wie wir. 🙂 Wir haben uns aber natürlich wieder verlaufen und sind dann recht knapp zum Zug gekommen. Aber hey, alles gut gegangen. 🙂
Danke für diesen perfekten Geburtstagstrip liebe Cnuddl, du bist die Beste!!!
And: Thank you Mido – it was a pleasure! 🙂