Mit dem Rad durch Kroatien
Tour de Kroatien kann beginnen! Anders als gewohnt zu reisen macht Spaß. Man entdeckt einsame Strände, das wahre kroatische Leben und Städte, die keinen Massentourismus kennen. Unsere Mission: Einmal „klimaneutral“ mit dem Rad von Slowenien nach Kroatien bis auf die Inseln Cres und Mali Lošinj.
Angefangen hat eigentlich alles mit einer spontanen Planänderung… Unser (Cnuddl & Kevin) ursprüngliches Ziel war eigentlich die hohe Tatra. Doch wegen Unwetterwarnungen beschlossen wir, unsere Reise Richtung Süden zu ändern. Unser Motto für das Reisegepäck: „Weniger ist mehr!“ Ganz spontan buchten wir also in der Früh der Abreise vier Zugtickets (zwei Sitzplätze und zwei Fahrradplätze) von Villach nach Ljubljana. Und los ging die Tour!
Kroatien, Rad, Zug – Challenge accepted!
In Ljubljana angekommen, wollten wir weiter nach Rijeka. Doch das ging dann nicht ganz so einfach. Es gab zwar freie Plätze für uns, aber nicht mehr für unsere Räder. Dumm gelaufen… Nach kurzer Krisensitzung (ja, Kevin ist hier nicht so spontan wie ich 😉 ) beschlossen wir, den Zug nach Koper zu nehmen und auf halber Strecke in Pivka auszusteigen. Gesagt getan! So standen wir am menschenleeren Bahnhof in Pivka und unsere „Hintern“ berührten endlich zum ersten Mal den Radsattel. 23 Kilometer später begrüßten uns auch schon Esel, Ziegen und viele weitere tierische Slowenen am idyllischen Bauernhof Bubec. Hier durften wir unser Abendessen sogar selbst aussuchen (by the way: es war Fisch 🙂 ).
Kroatische Grenze mit dem Rad passieren
Frisch gestärkt mit Ham & Eggs aus der eigenen Landwirtschaft, setzten wir uns nächsten Morgen auf unsere Bikes und traten los. Urlaubszeit ist Reisezeit! Weiß man ja bekanntlich. 😉 Nicht ohne Grund hört man im Radio ständig die Staumeldungen an den Grenzen. Aber nicht mit uns! Wir radelten nass fröhlich (ja, wir kamen in den Regen) an der stehenden Autokolonne vorbei. Mit dem Reisepass in der Hand, wanken uns die Kontrolleure freundlich hindurch. Juhuuu wir haben Kroatien erreicht!
Feiern wie die Kroaten
Vom Meer angezogen, kamen wir rechtzeitig zum Anpfiff des WM-Finalspiels (Kroatien gegen Frankreich) in Lovran an. Gestärkt mit kroatischem Bier (isotonisch – braucht man nach 53 Kilometern radeln), konnten wir inmitten tosend lauter kroatischer Fans das Spiel mitverfolgen. Obwohl das Match leider nicht zu Gunsten Kroatiens ausging, feierte man den Erfolg lautstark. Ja, mir gefällt diese Mentalität! Etwas unausgeschlafen ging es nächsten Tag der Küste entlang bis an die Fährenstelle Brestova – auch hier grinsend an der stehenden Autokolonne vorbei – zum Ticketschalter und weiter auf die Fähre nach Cres, wo wir eine Nacht in dieser Hauptstadt blieben. Weil wir aber viel lieber kleine Städte bereisen, frühstückten wir am nächsten Tag, genossen noch ein paar Stunden am Grabar Beach (etwas abseits des Massentourismus) unter Kieferbäumen und radelten gleich weiter. Next stop: Osor, meine absolute Lieblingsdestination auf dieser Reise!
Zauberhaftes Osor
Nachdem unsere „Wadel“ und vor allem unsere „Hintern“ ein paar Tage Ruhepause brauchten, verbrachten wir drei Tage in dieser Stadt. Dafür, dass laut Angaben unseres Hotelbesitzers, nur 45 Bewohner hier wohnen, hat Osor einiges an Kultur zu bieten. Angefangen von einer Cartoon-Austellung, die auch Nicht-Kunstinteressierten gefallen hat, einem archäologischen Museum und einer Kathedrale, in der übrigens einmal wöchentlich ein klassisches Konzert stattfindet, bis hin zu einer handbetriebenen Drehbrücke. In Osor befindet sich nämlich die schmalste Landverbindung der beiden Inseln Cres und Lošinj. Einzigartig ereignet sich hier jeden Morgen um 09:00 Uhr ein wunderbares Schauspiel. Die etwa 10 Meter lange Brücke wird mit der Hand geöffnet, damit „Luxusschiffe“ von der West- zur Ostküste gelangen können.
Kajak Entdeckungstour
Nächsten Tag liehen wir uns ein Kajak am naheliegenden Campingstrand aus und packten unsere Taucherbrillen und etwas zum Snacken ein, denn es sollte noch ein langer Tag voller Naturspektakel werden. Bald konnten wir die Menschenmassen am Strand nur mehr als kleine Punkte wahrnehmen und die Weite der Adria ließ unser Entdeckerherz gleich höher schlagen. Das gute am Kajak fahren: man kommt wirklich überall hin und kann jederzeit anlegen. Zu Mittag steuerten wir eine einsame Bucht an, sprangen gleich ins kühle Nass und ließen uns von der zauberhaften Unterwasserwelt mitreisen. Bei diesem klaren Wasser hat sie wirklich einiges zu bieten (sogar ein Rochen erwies mir die Ehre!). Es fasziniert mich immer wieder wie einzigartig und farbenfroh Meeresbewohner sein können. Einfach traumhauft! Insgesamt paddelten wir 13 Kilometer bis wir am Abend, etwas erschöpft aber völlig beeindruckt, wieder am Strand ankamen.
Essen in Osor
Das wohl beste Essen in ganz Osor gibt es bei buffet Osor pansion, in welcher wir auch übernachteten. Es wird wirklich auf jedes Detail geachtet, denn Dean, der Besitzer, ist ein absoluter Designliebhaber. Von der loungigen Musik, den Beeren in den Getränken, das liebevoll angelegte Traubendach, die Bilder an den Steinmauern bis hin zum freundlichen Team, hier passt einfach alles! Abends beim Essen quatschten wir mit Dean, er meinte als wir ihn von unserer Kajaktour erzählten: „Man muss nur zwei Freunde in ein Kajak setzten, kommen sie noch gemeinsam zurück, werden sie immer Freunde bleiben!“ Juhuu, das kann nur ein gutes Zeichen sein 🙂 Nach drei wundervollen Tagen in Osor erwarteten uns noch 23 Kilometer bis zu unserer finalen Destination Mali Losinj, das kroatische Monaco.
Mit dem Katamaran von Mali Lošinj nach Rijeka
Das war zumindest unser Plan. Als wir um 05:30 Uhr Früh (nein, wir sind normalerweise keine Frühaufsteher) mit unseren Rädern an der Anlegestelle ankamen und das Schild „Fahrräder verboten am Katamaran“ entdeckten, sahen wir uns schon gezwungen, die ganze Strecke zurück zu radeln. Doch da es weder zeitlich noch körperlich vereinbar war, versuchten wir das Personal zu überreden, unsere Fahrräder doch bitte mitzunehmen. Fast hatten wir sie so weit, denn „Wenn ihr eure Räder wie ein Gepäckstück „zusammenfalten“ könnt, nehmen wir euch mit“. Ok cool, Hoffnung in Sicht! Falten wir halt mal unsere Räder zusammen… Also Räder ab und mit den Schnüren unserer Hängematte zusammengebunden, versuchten wir es auf ein Neues. „Ihr braucht einen Fahrradsack, sonst geht es nicht.“ Hätte er uns auch sagen können, bevor wir unsere Räder zusammenfalteten, aber ok … 😀 Nach kurzer Diskussion resignierten wir.
Ende gut, alles gut
Die Dame am Ticketschalter hatte wohl Mitleid und empfahl uns den Bus nach Rijeka. 30 Minuten später saßen wir UND unsere Räder (die wir nebenbei erwähnt wieder entfalten mussten, um zum Bus zu kommen) fröhlich im Bus. Von dort ging es dann ganz entspannt zurück nach Kärnten. Dieses Mal haben wir die Tickets schon im Voraus gebucht (ja, wir haben aus unseren Erfahrungen gelernt). Hätten wir im Vorhinein gewusst, worauf zu achten ist, wenn man mit Fahrrädern reist (fast zu Vergleichen mit: Reisen mit Sperrgepäck!), wäre es sicher um einiges einfacher gewesen. Aber somit ging eine wirklich abenteuerliche und sportliche Reise von 220 Kilometern zu Ende.
Über die Autorin: Cnuddl (Richtiger Name: Claudia, aber bekannt als Cnuddl) macht gerade ihren Master in Erneuerbare Energien und ist in ihrer Freizeit auch voller Energie und wandelt diese in jegliche Outdoor-Sportarten um. Als Reisebuddy von spiritee-travels teilt sie auch gerne ihre Storys mit euch. Mehr über ihre Reisen mit spiritee-travels lest ihr auch in Mit dem Auto planlos durch Kroatien und Tagesausflug Krk? Definitiv ja!.
2 Kommentare
Krisi
Saugenialer Beitrag! Hört sich nach Abenteuer und sehr viel Lebenslust an! Macht Lust auf spontanes, anderes reisen!
Kristina
Vielen Dank! 🙂 Ja, das ist eindeutig die beste Art zu reisen 😉