Johannes und Melanie in der Wildniss
Home sweet home

Wandern im Gailtal – Ein Tag bei Freunden

Als Bergkind im Seenland Kärnten zu wohnen hat ja so seine Tücken. Ich kann tausend schöne Stellen am Wasser schnell erreichen. Doch wenn mich die Berge rufen, bin ich hilflos ohne Auto. Gut, dass ich die besten Freunde habe, die zufälligerweise genauso gerne wandern gehen wie ich. Ein Anruf hier, eine Nachricht dort und schon zeigen mir Johannes Moser von danneskannes und seine Freundin Melanie einen ihrer Lieblingsplätze: das Gailtal! 

Hätte mir vor fünf Jahren jemand gesagt, dass ich eine passionierte Wanderin werde, hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht. Wenn man in den Bergen aufwächst, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man liebt das Wandern, oder man hasst es. Bei mir war es eher das Zweite. Egal ob Exkursion mit der Schule oder am Wochenende mit der Familie – alle wollten wandern gehen. Ich konnte es einfach nicht verstehen. Man muss auf einen vorgegebenen Weg gehen, darf ihn nicht verlassen und es ist sauanstrengend. Wieso sollte jemand sowas überhaupt wollen? Ach, was war ich jung und dumm!

Die Gitschn* ausn Gailtal

Tja, inzwischen bin ich eine begeisterte Wanderin. Würde es sich ausgehen, wäre ich im Frühling und Herbst an jedem Wochenende auf einem anderen Gipfel anzutreffen. Doch in Klagenfurt erweist sich das ohne Auto ein wenig schwierig. Gut, dass ich Freunde habe, die genauso gerne unterwegs sind wie ich. Es war schnell beschlossen, dass wir eine gemeinsame Tour starten. Melanie und Johannes entführten mich ins Gailtal. Das Heimattal von Melanie ist einfach wunderschön und es erinnert mich landschaftlich ein bisschen an mein Zuhause – kein Wunder, dass ich mich dort sofort wohlgefühlt habe. Das Gailtal ist auch die erste Slow Food Travel Region der Welt – das hab ich dann natürlich auch gleich ausgenutzt. Wie? Das erfährt ihr im Beitrag „So geht Genuss im Gailtal“. 🙂

Blick nach Italien
Blick nach Italien

Von der Rattendorfer Alm auf den Hochwipfel

Ich überlies bei dieser Wanderung alles dem Zufall. Johannes und Melanie holten mich um 07:30 Uhr an einem Sonntag ab. Alles was ich wusste war, dass es ins Gailtal geht. Und, dass am Ende eine Brettljause auf mich wartet. Bei diesen Vorraussetzungen bin ich natürlich sofort dabei. Wanderschuhe, Wanderhose, Mannerschnitten und etwas zu trinken sind schnell eingepackt und es kann schon losgehen. Wir parkten bei der Rattendorfer Alm auf 1.525 Metern und machten uns auf den Weg zum Hochwipfel. Wanderungen im Juni sind ja immer etwas ganz besonderes, denn alles blüht. Almrausch, Enzian, Trollblumen und noch tausend andere Blumen waren ein wunderbarer Kontrast zu den schroffen Kalkriesen im Hintergrund. Der Weg selbst ist wirklich angenehm zu gehen und man hat auch etwas von der Landschaft und dem Ausblick. Es ist zwar weit, aber es gibt kaum wirklich steile Passagen. Dank unserer vielen Pausen, um diverse Pflanzen zu bestimmen, brauchten wir glatt knapp drei Stunden bis zum Gipfel, anstatt der angeschriebenen 2 Stunden und 15 Minuten. Aber es hat sich ausgezahlt!

Von Gipfelstürmern und Grenzgängern

Bei der Tour kann es auch schon mal passieren, dass man plötzlich in Italien steht, denn in dieser Region verläuft die Grenze zu unseren südlichen Nachbarn. Der Hochwipfel ist 2.185 Meter hoch, wir haben stolze 660 Höhenmeter gemeistert. Oben angekommen, wurden wir umschwärmt – und zwar von Alpenhummeln. Am Anfang waren sie mir sehr suspekt. Sie landen auf einem und summen herum. Aber sie tun nichts und man kann sie sogar streicheln. Sie sind so flauschig! Das Spannende war, dass die Hummeln wirklich nur oben am Gipfel waren. Zwei Meter weiter unten konnte man sie nicht mal mehr hören (obwohl sie wirklich viel Lärm gemacht haben 😀 ). Die Aussicht vom Gipfel war einfach phänomenal! An klaren Tagen kann man bis zum Großglockner sehen. Bei dieser Aussicht schmecken die obligatorischen Mannerschnitten natürlich noch viel besser. Gut gestärkt ging es dann wieder zurück zur Alm. Runter brauchten wir nur mehr eineinhalb Stunden. Vielleicht hat uns auch der Hunger ein bisschen nach unten getrieben. 🙂 Hier findet ihr die Tour auf bergfex.at.

Das Gipfelkreuz am Hochwipfel
Das Gipfelkreuz am Hochwipfel

Und was ist jetzt eigentlich so toll am Wandern?

Was das Wandern für mich so besonders macht? Das Gefühl am Gipfel. Der Blick auf die Bergwelt, die sich da plötzlich vor einem auftut, ist einfach der Wahnsinn. Das sind die Orte, an denen man Glück und Freiheit findet! Man blickt von oben herab und alles ist klein. Die Probleme da unten sind ganz winzig und man merkt, dass man sich nicht von ihnen hinunter ziehen lassen braucht. Man steht einfach mal über den Dingen – wortwörtlich. Ich finde ja, dass man in den Bergen (zu) sich selbst findet. Es zählt nur mehr der nächste Schritt! Das Gefühl lässt sich schwer in Worte fassen, aber wenn ich unterwegs bin, dann fällt der ganze Ballast von mir ab, denn ich will ihn nicht mitschleppen. Ich fühle mich leichter und ein Grinsen stiehlt sich ganz unkontrolliert auf mein Gesicht. Ich glaube, das nennt man Glück 🙂

Der Blick ins Tal - mit Alpenhummeln
Der Blick ins Tal – mit Alpenhummeln

Du kennst die absolut schönste Wanderung? Dann nur her damit 😀 Ich freue mich über Tipps! 

 

*Gitschn sagt man im Gailtal zu jungen Mädchen

Kristina arbeitet im Online Marketing, ist passionierte Köchin und liebt das Reisen. Egal ob Stadt, Meer oder Berge, Hauptsache etwas Neues entdecken, erleben und meistens auch essen. :)